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Klinikum Ludwigshafen startet mit neuartigem Diagnosesystem Offensive gegen den plötzlichen Herztod

18.01.2010


In Deutschland sterben jedes Jahr über 110.000 Menschen, also etwa jeder achte, am plötzlichen Herztod, sehr viele davon auf Grund von lebensbedrohlichen Herz-rhythmusstörungen. Das Klinikum Ludwigshafen startete mit einem neuartigen Herz-diagnosesystem eine Offensive gegen den plötzlichen Herztod und nahm Anfang des Jahres eines der weltweit modernsten Untersuchungsgeräte für die Vorhersage von lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen in Betrieb: das komplett nebenwirkungs-freie Herzdiagnosesystem „Magnet-Feld-Imaging“ (MFI). Es misst das Biomagnetfel-des des Herzens. In einem Pressegespräch am 18. Januar 2010 stellten Prof. Dr. Karlheinz Seidl, Leitender Arzt des Zentrums für Herzrhythmusstörungen der Medizi-nischen Klinik B am Klinikum Ludwigshafen, und Klinikumsgeschäftsführer Dr. Joachim Stumpp das System vor.

„Durch diese neuartige Untersuchungsmethode erscheint es möglich, Patienten mit einem hohen Risiko für den plötzlichen Herztod frühzeitig zu ermitteln“, erläuterte Seidl, der den weltweit dritten Apollo CXS im Wert von ca. einer Million Euro ans Herzzentrum Ludwigshafen geholt hat. „Das Klinikum Ludwigshafen ist neben Ham-burg und Jena der dritte Standort, an dem das neue Verfahren eingesetzt wird. Wir hoffen, damit zur besseren Identifikation von Risikopatienten beitragen zu können“, betonte Geschäftsführer Dr. Stumpp.

Wertvolle Zusatzinformationen erwarten die Fachärzte hinsichtlich der Implantation eines Defibrillators. Bislang kann das Risiko für eine lebensbedrohliche Herzrhyth-musstörung lediglich an der Pumpleistung des Herzens beurteilt werden. Patienten mit einer deutlich eingeschränkten Pumpleistung haben ein Risiko für den plötzlichen Herztod, der durch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen wie Kammerflimmern und Kammertachykardien verursacht wird. Ein implantierbaren Defibrillator (ICD) ist jedoch nicht immer das Mittel der Wahl: Lediglich 20 bis 30 Prozent der Patienten pro-fitieren von diesem Defibrillator auch tatsächlich. Die Pumpfunktion des Herzens ist also relativ ungenau zur Risikobeurteilung. „Bisherige Untersuchungsergebnisse ha-ben gezeigt“, so Professor Seidl, „dass durch die Messung des Biomagnetfeldes des Herzens das Risiko für bedrohliche Rhythmusstörungen deutlich exakter vorhergesagt werden kann.“ Durch diese Messung des Biomagnetfeldes ließen sich möglicherweise die Patienten genauer identifizieren, die tatsächlich einen Defibrillator benötigen, aber auch diejenigen, die keinen implantierbaren Defibrillator brauchen.

Das MFI-System muss stark gegen äußere Einflüsse wie beispielsweise Elektroim-pulse durch Fahrstühle und Handys abgeschirmt sein. Im Klinikum Ludwigshafen be-findet sich das Aufnahmegerät zwischen den Häusern B und D in einem Container. Dort messen 55 hochempfindliche Sensoren, gekühlt durch minus 270 Grad kaltes Helium, das Biomagnetfeld des Herzens und erkennen die elektrische Aktivität.

Das strahlungs- und berührungsfreie System funktioniert für den Patienten denkbar einfach. Innerhalb weniger Minuten analysiert das MFI-System die vom schlagenden Herzen ausgehenden Magnetfelder. Dabei prüfen die hochsensiblen Sensoren das verästelte Reizleitungssystem im Herzmuskel detailliert auf seine Funktion. Der Pati-ent behält seine Kleidung an und muss nur Metallgegenstände wie Uhr und Gürtel ablegen sowie sein Handy. Dann wird der Patient auf einer Liege in den Untersu-chungsraum geschoben und das Aufnahmegerät mit den Sensoren über dem Herzen platziert. Keine weiteren Maßnahmen sind erforderlich. Die Untersuchung dauert drei bis fünf Minuten und ist mit keinerlei Gefahr für den Patienten verbunden.

Die so aufgenommen Daten werden dann über ein Computersystem ausgewertet und geben Aufschluss darüber, ob eine bestimmte Prädisposition für lebensbedrohliche Rhythmusstörungen bei dem Untersuchten vorliegt und wie stark diese ausgeprägt ist. Je nach Ausprägung sollten dann weitere Untersuchungen eingeleitet werden, ggf. bis hin zur Implantation eines Defibrillators. Bei weniger starker Ausprägung sollte die ungefährliche MFI-Untersuchung in geeigneten Abständen wiederholt werden.

Grundsätzlich kann eine MFI-Untersuchung auch bei Menschen ohne Herzkrank-heitssymptome in Abständen von 12 bis 24 Monaten durchaus sinnvoll sein, da ca. 50 Prozent aller plötzlichen Herztode solche Menschen ereilen, die zuvor keinerlei Herz-beschwerden hatten. Außerdem unterliegt auch der Herzmuskel einer laufenden Ver-änderung, die ganz normal altersbedingt sein kann, aber auch auf Infektionen, Ent-zündungen oder andere äußere Einflüsse zurückzuführen ist.

Zum jetzigen Zeitpunkt erfolgen die MFI-Untersuchungen im Rahmen von klinisch wissenschaftlichen Untersuchungen. Da bislang die Kosten von den Kassen nicht übernommen werden, muss außerhalb von Studien der Patient die Kosten in Höhe von ca. 250 Euro für diese präventive Untersuchung zur Risikobeurteilung mit dem MFI-System als individuelle Gesundheitsleistung selbst tragen.

Zurzeit ist die Messung des Biomagnetfeldes bei Patienten, die bereits einen Schritt-macher bzw. Defibrillator oder andere metallische Implantate haben, noch nicht mög-lich.

Informationen und Anmeldung:
Zentrum für Herzrhythmusstörungen im Klinikum Ludwigshafen:
Telefon 0621 / 503-4018 oder 503-4354