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Autoimmunerkrankungen interdisziplinär behandeln: Klinikum gründet Kompetenzzentrum

04.12.2012


Was läuft im Körper schief, wenn das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe vorgeht anstatt Keime abzuwehren? Bei so genannten Autoimmunerkrankungen ruft die irrtümliche Reaktion des eigenen Immunsystems schwere Entzündungen hervor. Zu den häufigsten Autoimmunerkrankungen zählen die rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, Sklerodermie und der Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte). Darüber hinaus gibt es mehr als 400 weitere Autoimmunerkrankungen deren Ursachen noch immer nicht eindeutig erforscht sind. Um Patienten mit Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung zukünftig bestmöglich therapieren zu können, wurde am Klinikum Ludwigshafen (KliLu) eines der ersten deutschen Kompetenzzentren für Autoimmunerkrankungen gegründet.
 
Bei Autoimmunerkrankungen können viele verschiedene Organsysteme befallen sein, so dass man von einer Systemerkrankung spricht. Um diese komplexen Erkrankungen behandeln zu können, ist die intensive Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachdisziplinen von großem Nutzen für den Patienten. Üblicherweise werden Autoimmunerkrankungen von der Disziplin behandelt, in deren Fachgebiet das erkrankte Organ fällt. Sind weitere Organe betroffen, werden zusätzliche Fachbereiche aktiv. Das am Klinikum gegründete interdisziplinäre Kompetenzzentrum für Autoimmunerkrankungen gehört zu den ersten in der deutschen Krankenhauslandschaft und bündelt das Fachwissen einzelner Disziplinen. „Wir wollen Spezialisten verschiedener Fachrichtungen zusammenführen um das Ausmaß der Autoimmunerkrankung möglichst vollständig zu erfassen und die für den Patienten bestmögliche Therapie festlegen zu können“, erklärt Privatdozent Dr. Raoul Bergner, Koordinator des Zentrums und Oberarzt an der Medizinischen Klinik A des Klinikums, die Motivation. In der Regel werden die einzelnen Erkrankungen isoliert in dem jeweiligen Fachbereich erforscht, diagnostiziert und auch therapiert. Am Klinikum wird ab sofort ein strukturierter Austausch zwischen den Fachdisziplinen dafür sorgen, dass die fächerübergreifende Diagnostik und Therapie den Betroffenen eine schnellere und passgenauere Behandlung zuteil werden lässt. Herzstück des Zentrums ist eine interdisziplinäre Fachkonferenz. Zunächst alle vierzehn Tage treffen sich hier Vertreter der Dermatologie, Rheumatologie, der Neurologie, der Augenheilkunde, der Gastroenterologie, der Pneumologie und der Radiologie um die Befunde von Patienten des KliLus mit möglicher Autoimmunerkrankung zu diskutieren. Zielsetzung ist ein umfassender diagnostischer Blick und darauf aufbauend weitere Erkenntnisse über die vielseitigen Mechanismen dieser Erkrankungen.
 
Die genaue Entstehung von Autoimmunerkrankungen ist nach wie vor nicht vollständig erforscht, ungünstige äußere Einflüsse wie ein Virusinfekt sowie eine genetische Veranlagung spielen eine Rolle. Im Kompetenzzentrum sollen die neuesten Erkenntnisse den Patienten zugute kommen. „Wir erhoffen uns durch die Arbeit im Kompetenzzentrum Patienten mit ihren Autoimmunerkrankungen umfassender verstehen zu können und somit auch besser behandeln zu können“, so Bergner.

boe