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Informationen zur Strahlentherapie

Die Strahlentherapie stellt, neben Chirurgie und Chemotherapie, die dritte Säule einer effektiven Krebstherapie dar. Bei der Strahlentherapie wird ionisierende Strahlung zu therapeutischen Zwecken verabreicht. Hierbei handelt es sich in den allermeisten Fällen um hochenergetische Röntgenstrahlung. Teilweise werden aber auch Elektronen, Protonen, Helium- oder Kohlenstoffionen in der Therapie eingesetzt.

Die Ionisierende Strahlung erzeugt Schäden am Erbgut (DNA) der bestrahlten Tumorzellen und kann dadurch einerseits deren Zellteilung verhindern und andererseits zum Untergang der Krebszelle führen. Zellen des umliegenden gesunden Gewebes haben die Möglichkeit mittels Reparaturmechanismen diese Schädigungen zu beheben. Bei den bösartigen Zellen sind diese Reparaturmechanismen häufig gestört und eine Erholung von der Bestrahlung nicht möglich. Um dem gesunden Gewebe die Möglichkeit einer Reparatur der Schäden zu geben, wird die Bestrahlung in den meisten Fällen nicht in einer einzelnen Sitzung sondern in vielen kleinen Einzelsitzungen (sog. Fraktionen) verabreicht. Zwischen jeder Einzelsitzung liegen zwischen 8 Std. und einem Tag. Die Anzahl der Fraktionen (Einzelsitzungen) und damit die Dauer der Therapie hängen von der Art des Tumors und der Intention der Behandlung ab und liegen meistens zwischen 10 - 35 Sitzungen.

Die Chemotherapie ist ebenfalls eine Therapie, die durch Interaktionen mit dem Erbgut (DNA) und/oder durch Störung von Abläufen in der Zellteilung zum Wachstumsstopp und Untergang der Krebszellen führt. Eine Kombinationstherapie aus Chemotherapie und Bestrahlung führt in einigen Fällen zu einer besseren Wirksamkeit, da die beiden Therapien unterschiedliche Angriffspunkte haben und so die Tumorzelle nachhaltig schädigen. Bei vielen Erkrankungen gilt diese Kombination als Mittel der ersten Wahl. Hierzu zählen u. a. Analkarzinom, Rektumkarzinom, Zervixkarzinom, Kopf-Hals-Tumore, Ösophaguskarzinom und Bronchialkarzinom.

In der Bekämpfung eines Tumors ist die Aktivierung des Immunsystems in den letzten Jahren immer mehr in den Mittelpunkt gerückt und hat bei einigen Krebserkrankungen zu einer deutlichen Verbesserung der Heilungsraten geführt. Dabei wird, kurz gesagt, durch bestimmte Medikamente die Bremse der Immunantwort etwas gelockert, wodurch das eigene Immunsystem die Krebszellen effektiver bekämpfen kann. Es gibt bereits einige Hinweise, dass eine Radiotherapie vor oder zusammen mit einer Immuntherapie diese Effekte noch steigern kann, da die Bestrahlung durch die Zerstörung der Krebszellen Eiweißmoleküle freisetzt, die vom Immunsystem erkannt werden und dieses erneut stimulieren.

Wenn Sie in unsere Klinik bzw. in das MVZ überwiesen werden, wurde in den meisten Fällen bereits die Diagnose eines bösartigen Tumors gestellt. Einige Patienten kommen zur Strahlentherapie gutartiger Erkrankungen. Um festlegen zu können, ob eine Strahlentherapie bei Ihrer Erkrankung nötig ist, bringen Sie bitte alle verfügbaren Vorbefunde mit. Besonders wichtig sind der Histologiebefund (Befund der Gewebeuntersuchung), Operationsbericht, Bilder und Berichte über die durchgeführten Untersuchungen wie Ultraschall, Skelettszintigraphie sowie die Röntgen-, Computertomographie- und Kernspintomographiebilder. Erst dann kann sich der Arzt ein vollständiges Bild Ihrer Erkrankung machen und den entsprechenden Behandlungsplan festlegen.

In einem ausführlichen Gespräch erklärt Ihnen die Fachärztin/der Facharzt die notwendige Behandlung und den Ablauf der Strahlentherapie. Im weiteren Gespräch werden Sie ausführlich über mögliche Nebenwirkungen der Behandlung, über Vorbeugungsmaßnahmen sowie die Hautpflege während und nach der Therapie aufgeklärt. Am Ende des Gesprächs wird Ihnen ein schriftlicher Aufklärungsbogen ausgehändigt, auf dem die wichtigsten möglichen Nebenwirkungen festgehalten sind. Diesen können Sie nochmals in Ruhe zuhause durchlesen. Falls noch Unklarheiten bestehen oder Ihnen zusätzliche Fragen einfallen, können Sie diese beim nächsten Termin besprechen.

Die Behandlung kann ambulant oder stationär erfolgen. Dies hängt von Ihrem Gesundheitszustand, und der Behandlungsmethode ab. Bei einigen Tumorerkrankungen wird gleichzeitig eine Strahlen- und Chemotherapie durchgeführt. In diesen Fällen ist im Allgemeinen eine stationäre Aufnahme zur Verabreichung der Chemotherapie notwendig.

Um einen Bestrahlungsplan zu erstellen wird im ersten Schritt eine Computertomographie (CT) mit „scheibchenweiser“ Darstellung des zu bestrahlenden Körperabschnittes angefertigt. Um eine 3D- Orientierung ihres Körpers zu erhalten werden hierbei Markierungspunkte in die Haut platziert. Auf diesem CT wird dann durch den Radioonkologen in jedem Schnittbild das sogenannte Zielvolumen, welches bestrahlt werden soll, festgelegt. Dabei werden die Informationen aus anderen bildgebenden Modalitäten (z. B. MRT, PET-CT), aus den histologischen Befunden und aus dem OP- Bericht berücksichtigt. Den Termin für ein Bestrahlungsplanungs-CT erhalten sie bei der Erstvorstellung. Unsere Klinik hat ein eigenes CT für die Bestrahlungsplanung, so dass dieser Termin ebenfalls in Haus G stattfindet. Bei gutartigen Erkrankungen ist ein Bestrahlungsplanungs-CT in den allermeisten Fällen nicht notwendig, da das Volumen von außen festgelegt werden kann.

Das Team aus Medizinphysikexperten berechnet zusammen mit den Fachärzten die günstigste Bestrahlungstechnik, um das Zielvolumen mit der notwendigen Dosis abzudecken und gleichzeitig das umgebende Gewebe maximal zu schonen. Im Anschluss erfolgen noch weitere Schritte, um die Qualität und die Sicherheit zu gewährleisten. So wird z. B. jeder Plan vor seiner Anwendung am Patienten auf ein Phantom bestrahlt, in welchem die Dosisverteilung gemessen werden kann. Daher benötigen wir vom CT Termin bis zur ersten Bestrahlungssitzung im Regelfall fünf Werktage.

Die erste Bestrahlungssitzung findet in Anwesenheit des Oberarztes/Facharztes, eines Medizinphysikexperten und einer MTRA statt. Hierbei werden nochmals die Lage und die Einstellungen kontrolliert sowie der sogenannte Zielpunkt und/oder die Felder auf der Haut oder Maske markiert. Je nach Bestrahlungstechnik findet eine regelmäßige Überprüfung der Bestrahlungsregion und der richtigen Positionierung des Patienten mittels bildgebender Verfahren (Röntgen, CT), welche in den modernen Bestrahlungsgeräten integriert sind, statt. Diese Art der Therapie nennt sich bildgesteuerte Radiotherapie (IGRT) und ermöglicht eine Präzise Verabreichung der Bestrahlungsdosis.

Nach der ersten Bestrahlung werden die Termine für die weitere Behandlung auf Ihrer Karte notiert. Meist wird 5x pro Woche von Montag bis Freitag bestrahlt. Gutartige Erkrankungen werden meist nur 2x pro Woche behandelt.

Sie werden mindestens einmal wöchentlich von einer/einem unserer Fachärztinnen/Fachärzte nach Ihrem Befinden befragt und ggfs. untersucht. Falls Sie Fragen oder Probleme haben, können Sie darüber hinaus jederzeit unsere MTRA‘s am Bestrahlungsgerät um ein ärztliches Gespräch bitten.

Am letzten Bestrahlungstag findet nochmal ein ausführliches Gespräch mit der/dem Fachärztin/Facharzt statt. Hierbei werden die Punkte Nebenwirkungen, Verhalten nach der Strahlentherapie sowie das weitere Vorgehen besprochen. Ein ausführlicher Arztbericht wird Ihren weiterbehandelnden Ärzten innerhalb von 1 - 2 Wochen per Post zugeschickt.

Die Nachsorge und weitere onkologische Betreuung erfolgt überwiegend durch Ihre behandelnden Haus- und Fachärzte. Für manche Erkrankungen gibt es spezielle Leitlinien der entsprechenden Fachgesellschaften (z. B. Brust- und Prostatakrebs). Eine strahlentherapeutische Nachsorgeuntersuchung findet etwa drei Monate nach Ende der Bestrahlung statt. Hierfür bekommen Sie am Ende der Therapie einen Termin. Nach den Vorgaben der Richtlinie für Strahlenschutz in der Medizin sollte einmal im Jahr eine Vorstellung beim Radioonkologen erfolgen. Diese strahlentherapeutischen Nachsorgen dienen neben der Kontrolle des Therapieerfolges auch der Erfassung strahlentherapeutischer Nebenwirkungen, die dann gezielt behandelt werden können.

Bei manchen Tumorerkrankungen ist es sinnvoll, eine radioaktive Strahlenquelle in unmittelbaren Kontakt zum Tumor zu bringen. Diese Behandlung wird häufig bei Gebärmuttertumoren eingesetzt. Hierbei wird nach der Operation ein Applikator in der Scheide zur Bestrahlung platziert. Hierfür ist keine Narkose notwendig.

Anschließend kann ferngesteuert die radioaktive Quelle (meist Iridium-192) über einen Draht aus einem Bleitresor in den Applikator eingefahren werden (sogenannte Afterloadingtechnik). Mittels 3D-Bestrahlungsplanung ist eine individuelle Berechnung der Dosisverteilung möglich. Wird diese Technik bei Tumoren angewandt, die sich noch im Körper befinden, so werden Hohlnadeln in Allgemeinnarkose direkt in den Tumor platziert. Die radioaktive Quelle fährt dann nacheinander in alle Hohlnadeln ein.

Der Vorteil der Behandlung besteht in dem geringen Abstand zwischen Strahlenquelle und Tumor mit steilem Dosisabfall, so dass im Tumor selbst hohe Dosen appliziert werden können und das umliegende Gewebe gut geschont wird. Allerdings lassen sich mit dieser Methode nur kleine Tumorvolumina behandeln. Häufig ist eine Kombination aus Brachytherapie und einer Bestrahlung von außen notwendig.

In Haus F befindet sich die strahlentherapeutische Station mit 19 Betten (ST 01). Diese Station steht für Sie offen, wenn eine kombinierte Strahlen-/Chemotherapie oder Strahlen-/Immuntherapie für Sie geplant ist. Bei bestimmten Krebserkrankungen führt die Kombination von Bestrahlung und einer Chemo-/Immuntherapie zu einer erhöhten Wirksamkeit der Therapie. Außerdem ist die Station immer dann für Sie offen, wenn Sie Schmerzen oder andere Beschwerden haben. Ein professionelles Team aus Fach-/Ärzten, Pflege, Physiotherapie, Logopädie, Schmerztherapie, Psychoonkologie und Ernährungsberatung betreut Sie ganzheitlich und hilft Ihnen dabei die Therapie erfolgreich zu durchlaufen. Bei den häufig auftretenden sozialen Fragen, auch bezüglich der Versorgung nach dem stationären Aufenthalt (Betten, Hilfsmittel, Rollstühle, Rehabilitation u.v.a.), hilft Ihnen unser Sozialdienst kompetent weiter.

Die Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie ist Teil des zertifizierten Onkologischen Zentrums Ludwigshafen und der zugeordneten und ebenfalls zertifizierten Organzentren:

Die Klinik für Strahlentherapie und Radiologische Onkologie ist zusätzlich Kooperationspartner des Diakoniekrankenhauses Mannheim im Rahmen zweier zertifizierter Zentren:

Ein enges Netzwerk besteht auch mit den niedergelassenen Kollegen der verschiedenen Fachbereiche sowie der Radioonkologie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Die Broschüre Strahlen fürs Leben ist ein Informationsangebot der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie, welche sich vor allem an Strahlentherapiepatienten/-innen und deren Angehörige richtet und Grundprinzipien und Abläufe einer Strahlentherapie verständlich machen soll. Unter folgenden Link können Sie sich diese kostenfrei herunterladen: DEGRO Broschüre Strahlen für das Leben.

Die Blauen Ratgeber sind ein Angebot der Deutschen Krebshilfe. Sie informieren allgemein verständlich über verschiedene Krebsarten, deren Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge. Unter folgenden Link können Sie sich diese kostenfrei herunterladen: Blaue Ratgeber Deutsche Krebshilfe